„EMDR“ für Hebammen

Wir Hebammen sind als erstbegleitende Fachperson nach der Geburt die ersten Ansprechpartner und ihr kennt es sicherlich alle, dass gerade im ersten Wochenbettbesuch nach der Geburt auch einmal die Tränen fließen, wenn die Geburtserfahrung teils sehr lebhaft erzählt wird.

Über 60% der Frauen geben an, dass sie noch lange Zeit nach der Geburt mit einigen belastenden Erinnungen die Geburt betreffend zu kämpfen haben. Und dies muss noch nicht einmal aus unserer Sicht als Fachperson eine wirklich schwierige Geburt gewesen sein, manchmal sind es auch „Kleinigkeiten“, die sich aber im Gehirn und Nervensystem als belastende Bilder und Gefühle eingebrannt haben und sich auch auf das Selbstwertgefühl der Frauen auswirkt.

Oftmals gibt es viel zu spät wirklich Hilfe für diese Frauen. Auch, weil sie eben nicht einen hohen Krankheitswert haben und in die Kategorie „Wochenbettdepression“ oder „posttraumatische Belastungsstörung“ fallen. Als Hebamme hier kompetent und sinnvoll emotionale erste Hilfe geben zu können, bevor sich einige Erlebnisse ins Nervensystem nachhaltig abgespeichert haben, ist eine große Bereicherung für den Alltag als Hebamme! Nicht nur könenn wir die Mutter direkt unterstützen, sondern auch entlasten, was sich wiederum direkt auch auf die Mutter-Kind-Bindung auswirkt.

Und auch in der Schwangerschaft tauchen manchmal belastende Emotionen in Zusammenhang mit einer vorherigen (Fehl-)Geburt auf. Für Erstgebärende kann alleine die Vorstellung der Geburt oder dem Muttersein mit vielen Ängsten verbunden sein. Auch hierfür lassen sich die gezeigten Methoden hilfreich einsetzten.

Als eine Grundlage wäre hier EMDR zu nennen. EMDR ist eine kraftvolle Technik zur Reintegration von belastenden Erinnerungen und wurde ursprünglich für die Traumatherapie entwickelt. Zunehmen hat sie in den letzten Jahren nun auch in abgewandelter Art und Weise in den Coaching Bereich Einzug gehalten und in die Ressourcenarbeit (z.B. WingWave). Die Grundlage von EMDR ist die bliaterale (links rechts) Stimulation über verschiedene Wege (Augen, Gehör, Körper) in einer bestimmten Art und Weise, was es dem Gehirn dann ermöglicht die neuronalen Verknüpfungen zu lösen und neu zu intergrieren. Auf ähnliche Art und Weise setzt EDxTM und andere Reflexpunkt-Techniken (Havening) an. Allen ist gemeinsam, dass sie schnell und effizient wirken. Ganz anders als Gesprächstherapie geschieht dies oft sehr sanft für die Klientinnen.

Eine weitere ist Hypnose, also die Arbeit mit dem Unterbewusstsein in der Ebenen bestimmter und bewusst hervorgerufener Entspannungszuständen des Gehirns (Alpha, Delta-Wellen z.B.) und kann auf vielerlei Art und Weise eingesetzt werden. Als Hebammen kennen wir dies im Bereich Hypnobirthing. Aber Hypnosetechniken lassen sich auch noch anders einsetzten. Die Arbeit mit inneren Bildern ist hilfreich und kraftvoll, so kann unser Gehirn damit doch auch konkrete Körperempfindungen wieder aufrufen und auch andere als kraftspendende Ressource wieder abrufen. Ebenso können Blockaden mit dem nötigen inenren Abstand betrachtet und sanft in Lösung gebracht werden. Weitere Elemente basieren auf dem NLP, der Polyvagal Theorie, der Havening Technik, der Vagus Nerv Therorie und der Reflexintegration.

In dem Seminar wird ausführlich geübt, wie die erlernten Methoden sinnvoll verknüpft werden und der jeweiligen Gesprächsituation angepasst werden können, so dass sie sanft, aber maximal entlastend beim Erzählen von Erlebten (Fehlgeburt, traumatische Geburt, Kaiserschnitt, belastenden Stillerfahrung…) eingesetzt werden können.

Am Ende des Seminars weiß jede TeilnehmerIn, wie sich ressourcenstärkende Interventionen im Gespräch sinnvoll einsetzen lassen. Und hat neue Releasing Techniken kennen gelernt, die helfen Stress im Körper und Nervensystem zu lösen. Daraus ableitbar sind weitere Einsatzmögklichkeiten in der Schwangerschaft, unter Geburt und im Wochenbett.

Der Schwerpunkt der Fortbildung liegt im eigenen Erleben und Erfahren der Methode und ist daher auch für die eigene Stärkung der Person hinzu mehr Resilienz im Hebammenalltag hilfreich. Denn auch wir Hebammen erleben immer wieder herausfordernde Erlebnisse in Kreißsaal, die unser Nervensystem belasten.

Oftmals liegt bei den begleiteten Frauen kein Krankheitsbild vor, sondern es geht zunächst um das Verarbeiten von einem belastenden Ereignis, welches im Rahmen von emotionaler Ersten Hilfe im Bereich der Hebamme liegt und wofür dieses Seminar als Unterstützung gedacht ist.

Es geht hierbei also um den Einsatz bei psychisch gesunden Klientinnen und im fachlichen Rahmen des Coachings. Tiefer gehende psychische Blockaden und Störungen, die auch Krankheitswert haben, gehören in Fachhände mit Heilkundeerlaubnis. Die Abgrenzung kann durchaus fließend sein, dies besser erkennen zu können ist auch Teil der Fortbildung, aber nicht ihr Schwerpunkt.

Dieses Seminar gibt einen ersten Ein- und Überblick über die Methoden. Eine vertiefende Ausbildung ist möglich und wird für Absolventen des Grundlagenseminars in Folge angeboten.

Diese Techniken sind auch für Schwangere unter der Geburt hilfreich und direkt im Krankenhaus nach der Geburt einsetztbar. Ebenso sind einige wertvolle Methoden für dich als Hebamme enthalten zur eigenen Resilizenstärkung. Gerne kommen ich auch zu Euch vor Ort und schule euer ganzes Team. Bitte sprich mich an für möglliche Termine.